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Besuch der Köhlerei Andelbach
Samstag, 13. Mai 2023 

«Nein, kein Holz- oder Kohlehaufen, sondern Kohlenmeiler….»

 

Das Wetter hat es den rund 20 Personen des Einwohner-Vereins Aadorf sowie fünf Mitgliedern des Köhlervereins Andelbach gut gemeint. Wahrscheinlich haben mitgenommene Regenschirme sowie Regenjacken die bedrohlich grauen Wolken vom Regen abgehalten. Die Temperatur ausserhalb des Kohlenmeilers war auf jeden Fall deutlich freischer als die gut 400-500 Grad im Innern des Kohlenmeilers mit rund 44 Ster (44 m3) Buchenholz.

Aufgrund der gut und vorbildlich beschilderten Anfahrt-Strecke haben gut 20 Interessierte den Weg zum Parkplatz bei Ricketwil und nach einem kleinen Wald-Fussmarsch den Weg zu der Waldhütte mit dem dampfendem Meiler gefunden. Nach einem netten und freundlichen Empfang mit Kaffee und feinen Kuchen erklärte uns ein Mitglied des Köhlervereins anhand eines Modells den Aufbau eines Kohlenmeilers, die in der Schweiz selten gewordenen sind. Die Besucher hörten den Worten des Referenten aufmerksam zu und schon während den Ausführungen wurden die vielen Fragen fachmännisch beantwortet. Die meisten der Angereisten sahen wohl zum ersten Mal einen rauchenden Kohlenmeiler in einer Waldlichtung. Dank des Miniaturmodells konnte man sehen, wie es im Innern des mit «Löschi» abgedeckten Meilers aussieht und wie schlussendlich nach gut 20 Tagen, tags- wie nachts von Freiwilligen überwacht, aus professionell angeordnetem Holz, beste, einheimische Kohle wird. Ein Kohlenmeiler will während des ganzen Prozesses des Brennens im Innern, von aussen wie eine Frau behandelt werden: regelmässig tätscheln und klöpfeln 😊.

 

Spürt der Köhlermeister, dass die Kohle nun «zur Ernte bereit» ist, wird die wiederverwertbare «Löschi» (ein Restprodukt der Kohle; sieht aus wie schwarzes Gummigranulat) abgetragen und die heisse Kohle nach dem Auskühlen gesiebt. Während das Produkt der gröberen Siebung meist zum Heizen von Gebäuden gebraucht wird, wird die Kohle der feineren Siebung zum Beispiel für Tischgrill mit Kohle, abgesackt. Auf die Frage, wieviel Kohle die Kohle koste, wurde diese mit CHF 35.– pro 10 kg, beantwortet. Im Brennwert sei diese Naturkohle natürlich besser als Industriekohle, die u.a. auch in Hochöfen produziert wird. CHF 35.– mag auf den ersten Blick teuer erscheinen, doch ist uns allen doch bewusst, dass nebst vielen Produkten des Lebens auch Holz, welches zugekauft werden muss, teurer geworden ist. Auch ist der Aufwand zum Erstellen eines Meilers grosse körperliche Belastung und der anschliessend damit verbundene Kontrollaufwand zeitintensiv. So verbringen z.B. zwei Mitglieder des Köhler-Vereins 14 Tage ihrer normalen Ferien ohne grosses Entgelt in der Waldhütte neben dem Meiler und stellen sicher, dass der Prozess, welcher nur einmal pro Jahr angeschoben wird, glatt abläuft. Läuft alles rund, wirft die Ernte schlussendlich ca. vier Tonnen beste Holzkohle ab!

 

Nachdem der eine oder die andere zwecks Temperaturfühlung noch vorsichtig die Hand auf die schwarze «Löschi»-Aussenhaut des Meilers gelegt haben, wurden die bestellten und zwischenzeitlich mit eigener Kohle gegrillten Cervelats, Käs- und Bratwürste serviert. Die angepriesenen feinsten Köhlerwürste waren leider bereits vergriffen. Doch trug dieser Umstand nicht zu einem Stimmungsabbruch bei. Ein Köhlerkaffee, süss und süffig und gar ein zweites Stück von einer grossen Auswahl selbergemachten Kuchen hielt die Stimmung weiter hoch. Dankesworte von Andrea rundeten den spannenden Event ab und mit einer letzten Prise Kohlenrauch in der Nase gings ab ins wohlverdiente Wochenende.
 

Rolf Thaler

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